2. Tag | 03. Mai 2009


 
Heute bloggt Christian

Ralley Allgäu-Orient 2009 | Vote Team 47

 

Zelte niemals in Serbien


Der Tag heute begann so gut wie der gestrige endete. Nämlich im selben Gasthaus zum Frühstück. Heiß duschen, Zelte einpacken und ab auf die Strasse! Heute sollen definitiv 666km gemacht werden. Am liebsten genau 666. Mal schauen wo wir dann sind. Und vor allem: wann.

Der Weg bis nach Klagenfurt, vorbei am Wörthersee war zwar wunderschön aber auch unterbrochen von einigen Ortschaften und Ampeln. So kam ein gefühlter Schnitt von 20km/h zusammen.H inter Klagenfurt geht es deutlich zügiger. Achtung! Wortwitz: „Ohne zu Tanken durch die Flanken der Kapanten.“

 

Slowenien ist super


Slowenien ist das nächste erklärte Radurlaubsziel. Die Berge hinter der Grenze sind Landschaftlich eine Wucht. Freundliche Menschen versorgen und mit billigen Zigaretten und der Nationalhymne von Slowenien.

Erste Erkenntnis des Tages: „Slowenien ist nicht das Ruhrgebiet.“ Die Orte dünnen aus. Vorankommen ist zwar nicht sehr schnell, dafür aber entspanntes Rollen ohne Unterlass.


Kurz vor Maribor fährt plötzlich ein lustig beklebter Volvo mit reichlich Dachgepäck hinter uns her. Klarer Fall: der will nach Amman. Allerdings trennen sich unsere Wege schon in der Innenstadt von Maribor wieder. Der Kollege scheint eine andere Route zu fahren. Und wir drehen noch ein paar Ehrenrunden durch die Stadt, weil wir nicht riskieren wollen auf der Autobahn zu landen. Als die richtige Landstrasse gefunden ist, geht dann zügig zur kroatischen Grenze.

Die Grenzer verbluffen uns gleich mehrfach. Erst hauen sie uns einen „HRV-Stempel“ in die Unterlagen. Sind wir in Herzigowina? Alles klärt sich auf, als Götz nach den Noten für die kroatische Nationalhymne fragt. HRV ist das Kürzel für Slowenien. „Die Kroaten sitzen 200m weiter“ sagt der Grenzer und lacht.

 

Freundliche Kroaten


Nächster Versuch bei den Kroaten. Auch die sind sehr freundlich und Götz verschwindet für mehr als eine Stunde im Grenzhäuschen. Dort versuchen die Grenzer die Noten für die Hymne zu finden. Alles was dabei raus kommt sind die Akkorde als Griffmuster für Wandergittare. Aber immerhin mit Text. Kann nicht schaden und bringt sicher keine Punktabzüge.

Eben war uns noch ein bisschen langweilig auf der kroatischen Landstrasse. Aber ab 16.00 Uhr überschlagen sich die Ereignisse. Bis tief in die Nacht und in den nächsten Tag hinein bleibt kaum Zeit zum Luftholen.

 

Frau Mahlzahn entreift


Es geht los, als wir einen Kollegen von einem Team aus Hamburg am Straßenrand stehen sehen. Sieht schwer nach Panne aus. Das veranlasst Götz zu einem derart drastischen Bremsmanöver, das es den rechten Vorderreifen von Frau Mahlzahn zerreist.

Der Kollege aus Hamburg wollte nur Öl nachfüllen, hilft uns seinerseits aber jetzt beim Reifenwechsel. Immer mehr Rallye Kollegen finden sich ein. Schon erstaunlich, wie nah alle zusammen zu sein scheinen. Aber kaum los gefahren verstreut sich alles wieder in alle Himmelsrichtungen.

Kurze Zeit später wollen wir eigentlich nach Ungarn abbiegen. Die Polizei sperrt aber ein ganzes Dorf mit der wichtigsten Verbindungsader nach Ungarn. So entsteht auf unserer Seite zur Teamverfolgung eine ungewollte Schleife die uns bei Sonnenuntergang nach Nasice bringt.

 

Das Mekka der Hungrigen


Genau genommen treibt uns der Hunger dort hin. Mehrere Kroaten beschreiben den Ort als „das Mekka der Hungrigen“. Was wir vorfinden ist aber ein Hotel, dessen Speiseraum eher an eine SED Kantine aus den 70ern erinnert. Dafür ist das Essen ausgezeichnet und überaus günstig.

Nach dem Essen beschließen wir nach Serbien, statt nach Ungarn zu fahren. Kurz keimt sogar noch die Idee auf, einen Schlenker durch Bosnien zu machen. Aber da wir unsere Minensuchgeräte gerade nicht dabei haben, verwerfen wir die Idee gleich wieder.

 

Lustige Zöllner


An der Kroatisch Serbischen Grenze wird es dann richtig lustig. Das ist ganz offensichtlich die erste Grenze, die vor uns noch keiner der anderen Rallye Teilnehmer passiert hat. Die verblufften Grenzer holen ganz schnell einen Kollegen der sehr gut englisch spricht und wir können innerhalb von Minuten den gesamten Grenzposten für unser Projekt begeistern. Fünf neue Freunde in drei Minuten.


Etwas haarig wird es aber als Götz dazu kommt und Serbien für den Mittelpunkt Europas erklärt. Er hatte leider nicht überrissen, das die serbische Grenzstation erst auf der anderen Seite der Donau wartet. Hier waren es die Kroaten die sich im Gewirr tausender Mücken die Beine in den Bauch standen.


Die Beamten nahmen es aber mit Humor, wünschten uns eine gute Fahrt und rieten uns noch, auf keinen Fall in Serbien zu campen.

 

Herr TurTur "not valid"


Auf der anderen Seite der Donau ist zunächst komplett andere Stimmung. Eine serbische Grenzbeamtin stellt fest, dass die grüne Karte von Herrn TurTur falsch ausgefüllt ist. „Not valid“ raunzt sie und verschwindet im Zollhaus.

Natürlich erregen unsere Fahrzeuge auch hier Aufsehen und so kommen immer mehr Beamte auf die Strasse. Alle sehr groß – alle sehr grimmig – alle sehr einsilbig – alle sehr einsprachig. Als großartiges Hilfsmittel erweist sich jetzt der Aufkleber auf dem Kofferraumdeckel der Fahrzeuge, auf dem in neun Sprachen – darunter Jugoslawisch – beschrieben ist, was wir vorhaben.

Langsam entspannt sich die Situation. Und nachdem klar ist, das die Bäume im Fussraum von Herrn TurTur nur Olivenbäume und keine Canabispflanze sind und wir darüber hinaus jede Menge Spielzeug dabei haben, können wir fast wieder weiter fahren.

Alle Grenzer sind mittlerweile bester Laune und freuen sich über die Abwechslung. Schließlich ist es mittlerweile 23.00 Uhr. Herr Bülles meint, wir sollten jetzt „auf’s Ganze gehen“ und auch noch den Stempel für unser Roadbook verlangen. Es scheint einer Grenzbeamtin aber nicht erlaubt, einfach Stempel auf irgend ein Blatt Papier zu knallen. Sie holt also den Chef der Station. Schlagartig verdüstern sich wieder die Mienen und wir müssen alles noch mal erklären. Auch die „Untergebenen“ reden jetzt auf „den Boss“ ein.

 

Der Mittelpunkt Europas


Irgendwann ist es dann so weit: Zack! Stempel rein, Türen zu und weiter. Jetzt ging alles so schnell, das Götz nicht mal mehr Zeit hatte Kroatien zum Mittelpunkt Europas zu erklären. Schade!

Etwas Sorge macht uns, dass uns auch die Serbischen Grenzer vom Campen in Serbien abraten und wir nur noch 30km für den Tag zur Verfügung haben. Die Einheimischen, die wir noch finden schicken uns im Zick Zack Kurs zwischen zwei Dörfern hin und her. Immer wieder an einer riesigen Fabrik vorbei. Irgendwann gegen 0:00 Uhr finden wir des Rätsels Lösung. Die Fabrik hat eine Art Gästehaus. Und wir finden sogar den zuständigen Pförtner. Allerdings soll die Übernachtung umgerechnet 40,- Euro pro Zimmer kosten. Und vier Personen in einem Zimmer wollte er auf keinen Fall zulassen.

Aber auch wir bleiben hart. Das Budget für die Übernachtung ist 10,- Euro pro Person. Keine Diskussion!

 

Überachtung: 38 €


Der nächste größere Ort ist etwa 40 km entfernt. Wir haben genau 662km auf dem Tacho. Dann wird uns klar, dass wir 666km pro Tag fahren dürfen. Es ist aber 0:15 Uhr. Ein neuer Tag! Auf geht’s nach Sombor.


Direkt am Ortseingang gibt es eine riesige hell erleuchtete Tankstelle. Mit Fremdenzimmer. Allerdings können wir auch hier nicht zu viert in einem Zimmer schlafen. Und die freien Zimmer (zwei Einzel und ein Doppel) sollen insgesamt 60,- Euro kosten. Ok: zwanzig Euro zu viel.

Wir beginnen um 1:30 Uhr mit einer Serbin die kein Wort unserer Sprache versteht, zu verhandeln. Und weil wir ziemlich ausdauernd sind, holt sie irgendwann ihre Chefin. Jetzt gibt es plötzlich ein großes Zimmer, dass wir auch noch runter handeln müssen.

Als schließlich die Zahl 38 auf dem Taschenrechner aufleuchtet bricht gejole aus. Und plötzlich ist die Dame an der Kasse einer serbischen Tankstelle Deine beste Freundin. Und als wir das Zimmer mit unseren Isomatten ausgelegt haben und endlich die erste Bierdose zischt, geraten wir derart in Euphorie, dass wir der Frau noch eine Team-Kappe unsere Visitenkarte und einen Liter von Saschas legendärem Rakia überreichen.


Gefühlte 60 Sekunden später entschwindet einer nach dem anderen im Reich der Träume.

 

---

hier gehts zurück zum [ Bericht 1. Tag ]

hier gehts weiter zum [ Bericht 3. Tag ]

Zum Bazar

Pressemappe

Download: 800kb

MAXVEREIN | Weil Ihr die Besten seid