07. Tag | 08. Mai 2009
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Heute bloggt Herr Bülles
Süd-Türkei | Kebap um halb zweiIn Göreme lachen keine Hühner
Alsbald verstummte aber das Gelächter des Federviehs. Denn vor uns türmten sich urplötzlich in einem Tal Phallussymbole von immenser Größe in einem Tal auf. Diese waren wohl von inzwischen versiegtem Wasser in den weichen Sandstein geschliffen worden. Bei näherer Betrachtung konnte man erkennen, dass sich darin tatsächlich Menschen Wohnungen gegraben hatten, denn hier und da sah man kleine Fenster in den Türmen, die wie Schornsteine in die Wüstenlandschaft ragen. An diesem Punkt beschloss ich, dass es doch wirklich auch etwas Gutes hat, sich selten mal mit Reiseführern zu beschäftigen, bevor man ein Land bereist. Denn sonst wäre dieser Moment längst nicht so überraschend und daher erheiternd eingetreten.
Wir sind doch nicht zum Spaß hierDoch wir waren ja nicht nur zum Spaß hier. Die heutigen Sonderprüfung verlangte von uns, im Hotel „Fairy Chimney Inn“ den Hausherren nach ein paar banalen Fakten auszufragen. Der Name des Hotels war Programm, es befand sich in einem der genannten Türme und der Besitzer stellte sich prompt als Bonner heraus, sehr zur Freude von Götz. Auch fand sich hier endlich mal die Zeit den Erlebnissen anderer Teams zu lauschen. Da sind doch tatsächlich welche durch den Kosovo gehauen, Respekt! Ca. 240 Photos später setzen wir uns im Dorf auf einen frischen O-saft in ein Cafe, denn die Gegend hier ist bekannt für seine saftigen Orangen. Natürlich wurde der Besitzer direkt wieder zu unserem Freund, so dass wir direkt einen Tonkrug mit unserem Vereinslogo etc. bemalen durften, den er als Verzierung in seinem Cafe ausstellen wollte.
Frau Mahlzahn auch mal schlecht drauf
Gedämpft wurde die Freude über die hügeligen Passstraßen aber durch einen scheinbaren Zickentag von Frau Mahlzahn. Sie zeigte zögerliches Schaltverhalten und seltsame Leistungseinbussen. Das machte das Überholen von LKWs, um es positiv auszudrücken, zum Erlebnis. Als wir später, wieder im Flachen angekommen, vergeblich den hoffentlich noch offenen Media Markt (kein Witz) suchten, um unser Funkgerätproblem zu lösen, hatte sich Ihre Laune aber wieder normalisiert, und sie zog auch durchaus wieder einen ausgewachsenen Orka vom Teller. Falls noch nicht erwähnt, ist es hier sinnvoll anzufügen, dass sich unsere CBfunken, trotz justierter Stehwelle, vor einigen Tagen vollends verabschiedet hatten. Das war während des Rumäniendebakels und seither machte uns dieser Zustand das Leben schwerer und führte zu viel Missverständnissen.
Augen auf bei der Berufswahl
Dekorationen wie eine handgestickte Atatürkvisage an der Wand sorgten für Frohsinn unter uns. Die Eigentümer beäugten uns durchaus skeptisch mit unseren seltsamen Karren und komischen gelben KRBOhemden. Wieder einmal zog der Telefonjoker Lütfi. Nachdem uns klar wurde, dass wir den Herren aufgrund des Fehlens jeglicher gemeinsamer sprachlicher Grundlage nicht im Detail unser Grossvorhaben erläutern konnten, hat unser Istanbulführer die Herren Eigentümer derart von der Rallyeidee begeistern können, dass der Preis für Zimmer plötzlich ins schier Bodenlose fiel. Kurzweilig konnten wir die Herren auch noch mit unseren Computerfertigkeiten begeistern. Als wir das Kommando übernommen hatten, um unsere Daten in die Registrierungsmaske einzufügen, waren sie fasziniert, als wir geheime Tricks anwendeten, um wie magisch die Funktionen des Rechners zu optimieren. Der Gebrauch von Caps Lock und das Umherspringen mittels TAB zwischen den Feldern bewog sie dazu, laut „Receptionista“ auszurufen! Wir hätten doch besser nachdenken sollen, bevor wir unsere jetzigen Jobs angenommen haben, scheint mir. Götz ging es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so gut und später am Abend sollte sein Immunsystem die drohende Salmonellenvergiftung abwehren, in dem sich sein Magen entschloss, sich sämtlichen Inhalts zu entledigen. Das morgentliche, nicht durchgekochte Ei sollte sich jetzt doch rächen.
Wir haben was übers Saufen gelernt
Noch etwas unbeholfen, was genau wir mit der Manifaltigeit der Zutaten machen sollten, die sich auf einer Vielzahl von Tellern vor uns auftaten, bestellten wir schnell ein Bier. Ach, und weil es ja Kebab war, durfte Racki auch nicht fehlen. Mehrfach fragten wir nach dem leckeren Schnaps. Das wiederum wurde vom Personal lange ignoriert, bis wir hier ein wenig nachdrücklicher wurden. Endlich tauchte der Chef auf, der uns schlichtweg verbot, die beiden Alkoholika gleichzeitig zu konsumieren. So wurde uns das Bier vorerst an das andere Ende des Tisches verräumt und durch salzigen Rotebeetesaft ersetzt. Wir könnten es dann wieder haben, wenn der Schnaps versoffen wäre. Wieder einmal hatte Lütfi recht, der uns vor dieser Kombo schon eindringlichst gewarnt hatte. Ab und zu wurde das Treiben auf unserem Tisch von den anderen Menschen hier im Lokal beobachtet und belächelt. Sicher werden sie jetzt einmal im Jahr ein Deutschfest feiern; sie werden seltsame Kombinationen von Kebabzutaten auf Ihre Fladenbrote schaufeln, dazu Raki mit Bier trinken, um dann ein Koma zu verfallen, dachten wir. Uns aber ging es blendend, und bald nach der Wiederankunft im Hotel gings dann auch in die Falle. Morgen stand ja die syrische Grenze auf dem Programm und, soviel sei vorweggenommen, keine der Schilderungen, die wir von diesem Unterfangen gehört hatten, war übertrieben.
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