6. Tag | 07. Mai 2009


 

Heute bloggt Christian

Ralley Allgäu-Orient 2009 | Vote Team 47

 

Endlich grillen...

 

5.30 Uhr: Der Wecker klingelt. Wieder mal müssen dreieinhalb Stunden schlaf reichen. Das OK will uns will uns heute zwischen 7.00 und 10.00 Uhr am Leuchtturm treffen. Und wer zu spät kommt, den bestraft Istanbul mit einem Verkehrschaos sonder gleichen.

Schon auf den ersten Metern wird klar, dass noch mehr deutsche Frühaufsteher unterwegs sind. Zum ersten Mal seit einigen Tagen sind wieder überall Fahrzeuge der anderen Rallye-Teams zu sehen. Einige lassen sich anstecken und wähnen sich offensichtlich bei der Monte. Aber die Benzen cruisen während Christian sich mit dem Oberkörper aus dem Schiebedach lehnt und ein paar Fotos von Istanbul im Morgennebel schießt. 

Am Leuchtturm angekommen knallt Werner vom OK uns einen Zeitstempel ins Roadbook. Sonderprüfung! Wer braucht wie lange zur blauen Moschee?

 

Lang lebe Lüfti

 

Wir sind wie (fast) immer bestens vorbereitet. Lütfi, unser „Reiseführer“ vom Vorhabend hat uns bereits ein paar Schleichwege gezeigt und so sind wir in weniger als acht Minuten am zweiten Kontrollpunkt. Nicht aus zu denken, wie lange man für die Strecke nach Ausbruch der Rush-Hour brauchen würde.

 

Die Fähre nach Asien

 


Vor der blauen Moschee soll ein Teamfoto geschossen werden. Da sich durch die große Menge von auffällig bunten Fahrzeugen einige Händler für Mützen und Backwaren eingefunden haben, bauen wir die Herrschaften gleich ins Teamfoto ein und kaufen ihnen danach unser Frühstück ab. Anschließend geht es auf dem kürzesten Weg zu Fähre nach Asien.

Dank Lütfi auch wieder Zielsicher wie ein einheimischer Taxilenker. Ein paar Minuten später stehen wir neben Mädels in Dirndln an Deck einer Fähre und bewundern die Bosporus Brücke.

 

Servus Europa

 

Frau Mahlzahn und Herr TurTur verlassen für immer Europäisches Festland und setzten wenige Minuten später, vermutlich zum ersten mal, ihre Gummis auf asiatischen Boden. Nachdem wir Istanbul in Richtung Ankara verlassen haben fällt allen auf, dass es heute deutlich entspannter zu geht.

„Schwai-Schwai“ sagt der Araber und lässt es gerne ein wenig langsamer angehen. Das scheint schon hier auf uns ab zu färben. In Frau Mahlzahn wird mal wieder Kaffee zu bereitet. Die 12 Euro / 12 Volt Kaffemaschine liefert ein erstaunlich leckeres Heißgetränk.

An dieser Stelle sei unserem Kaffeesponsor gedankt. Der Arabico aus der Rösterei Cafe Fino ist allerfeinster Stoff. Und von den fünf Kilo Pulver ist noch reichlich da.

 

Die Rennleitung im Rückspiegel

 


In Herrn TurTurs Rückspiegel taucht plötzlich türkische Bullerei auf. Gemäß unserer deutschen Herkunft und der damit verbundenen Obrigkeits-Hörigkeit vermuten wir ein Vergehen begangen zu haben.

Weit gefehlt! Die Herrschaften überholen uns winkend mit etwa 80 Sachen in einer dreißiger Zone.  Da fallen uns Lütfis Worte vom Vorabend ein: „Hier werdet Ihr sicher nicht geblitzt. Die Geschwindigkeits-Vorgaben sind nicht ernst gemeint“.  Lütfi meinte das man hier und da einfach überzählige Schilder festnagelt. Im besten Fall macht ein 30 km/h Schild auf eine Gefahrenstelle aufmerksam. Na gut! Tempomat auf 110 und in gleichmäßig rasanter Fahrt Richtung türkische Hauptstadt.

 

Köfte

 


Um 13.00 Uhr macht sich dann ein Team-Magen nach dem anderen bemerkbar und Götz ruft gefühlte 30 mal pro Minute laut aus: Köfte! Als wir kurze Zeit später in einer Köfte-Bude am Straßenrand sitzen wird klar, dass eigentlich keiner von uns einen Schimmer hat, was Köfte eigentlich ist. Das ändert sich als und die freundliche Bedienung Frikadellenähnliches auf den Tisch stellt. Sehr lecker aber auch sehr fettig. Egal: Lecker überwiegt.

 

Atatürk

 


Trotzdem rächt sich dieser Zwischenstop als wir kurz nach 16.00 Uhr in Ankara einrollen. Wir suchen und finden das Mausoleum um vor der Ruhestätte von Atatürk ein Erinnerungsfoto zu schießen. Genau auf der historisch relevanten siebzehnten Stufe von oben. Aber wir kommen fünf Minuten zu spät. Ab 16.30 Uhr lässt der Wachposten niemanden mehr rein. Und sein englischer Wortschatz beschränkt sich auf eine einzige Vokabel: Closed!

 

Ankara

 


Wir überlegen wie wir vorgehen. Es gibt scheinbar nur zwei Optionen. Nummer eins: wir übernachten in der Nähe und kommen morgen früh wieder. Nummer zwei: Wir lassen die Punkte liegen und fahren direkt zum nächsten Zielort weiter. Als wir uns nach fünf Minuten nicht einigen können kommt plötzlich Option drei um die Ecke: Bernhard Hoecker, bekannt aus der Pro7 Reihe Switch. Bernhard will auch nach Amman, braucht auch das Foto und kommt auch zu spät. Einer seiner Teamkollegen hat aber eine sehr professionell anmutende Videokamera dabei. Und als sich immer mehr verzweifelte Protagonisten einfinden wird dem Wachposten die Sache offensichtlich unheimlich. Per Funk ruft er nach Hilfe. Und siehe da: ausnahmsweise werden wir um 16.45 Uhr auf das Gelände gelassen und schießen unser Foto.

Da der folgende Tag im Roadbook entspannt aussieht beschließen wir in der Nähe von Ankara zu übernachten. Und weil wir kaum Hoffnung haben in der Hauptstadt ein Hotelzimmer für 10 Euro pro Kopf zu bekommen, wollen wir Zelten, Grillen und Bier trinken.

Jetzt ist Support aus Deutschland gefragt. Schließlich gibt es in der Türkei nicht an jeder Ecke einen Campingplatz. Christian hat noch einen Telefonjoker und ruft seine Eltern an.

Gaby und Franz haben schon halb Europa mit dem Wohnmobil bereist. Und weil auch ein sechswöchiger Trip durch die Türkei darunter war, stehen die Chancen gut, das die beiden helfen können. Und tatsächlich: Franz findet den einzigen Campingplatz weit und breit.

 

Gölbasi


In Gölbasi, südlich von Ankara. „Danke!“ nach Deutschland und ab in den türkischen Großstadt-Dschungel. Weil es keine Straßenschilder gibt und die übrigen Hinweisschilder in die irrwitzigsten Richtungen zeigen sind wir nach Minuten hoffnungslos verloren.

Motoren und Gemüter erhitzen sich im Gleichschritt. Erst als wir anhalten, „schwai – schwai“ sagen und beschließen auf Kompassnavigation um zu stellen, klärt sich alles wieder auf und wir erreichen Gölbasi noch rechtzeitig um den Einkauf für den gemütlichen Grillabend zu erledigen.

Als wir kapiert haben, dass es Bier hier nur in eigens dazu eingerichteten Getränkeläden gibt, haben wir auch die letzte Hürde des Tages genommen und können die Fahrt zum Campingplatz antreten. Hier fährt Götz dann noch vor den Augen zweier türischer Polizisten über eine rote Ampel. Die Herren sehen die Angelegenheit aber offensichtlich genau so pragmatisch wie Götz. Schließlich war die Kreuzung frei. Was soll’s also?

 

Ein gemütlicher Abend

 


Der Campingplatz ist sehr – sagen wir – schlicht. Aber er passt ins Budget und wir sind ganz alleine. Zwar gibt es kein fliesendes Wasser und es traut sich auch niemand von uns einen Fuß in die sanitären Einrichtungen zu setzten, aber auch das stört uns nicht weiter.

Die Quecha-Zelte stehen wieder in 4 Sekunden und auch der “Sun of Hibatchi“ Reisegrill bietet nach kürzester Zeit allerfeinste Glut. Den Rest des Abends verbringen wir mit reichlich Effes, Lamm- und Hühnerfleisch und dem romantischen Licht unserer Neon-Stableuchte. Endlich und zum ersten mal haben wir mal richtig viel Zeit über die vergangenen sechs Tage zu reden und uns dabei die Bäuche vor lachen zu halten.


Als gegen 23.30 Uhr die letzte Flasche des türkischen Bieres ploppt beschließen wir am nächsten morgen nicht vor 8.00 Uhr auf zu stehen.   Mit der Aussicht auf mehr als acht Stunden schlaf verkriechen wir uns sehr glücklich und mit einem ausgeprägten Grinskrampf in unsere Schlafsäcke. Und als die Zeltbeleuchtung ausgeschaltet wird, gehen zehn Sekunden später auch bei mir die Lichter aus.

 

Ralley Allgäu-Orient 2009 | Vote Team 47

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