4. Tag | 05. Mai 2009


 

Heute bloggt Franzi

Ralley Allgäu-Orient 2009 | Vote Team 47

 

36 Stunden sind kein Tag

 

Neuer Tag (Mitternacht), neues Glück? Von wegen! Das Abenteuer begann, nachdem wir die schon für sehr schlimme befundene Schlagloch-Strecke wieder zurück fuhren, um zur Brücke zu gelangen.

Dunkle Gestalten, LKW-Schmuggler, die uns fragten, ob sich irgendwo Polizei aufhalten würde, halb verhungerte Team-Mitglieder (die Tagesration belief sich auf Chips, Erdnüsse, Cola und Guarana) machten das Leben nicht einfacher und unsere Gemüter nicht heiterer.

Nachdem wir die Hälfte der Strecke wieder zurück gefahren waren, verwirrte uns ein Abzweig an der Donau. Unsere Kartenleserin behauptete aber steif und fest, die linke Straße zu nehmen, worauf daraufhin nur ein „Aber das ist doch gar keine Straße“ erwidert wurde. Aber wir waren ja nun die Experten im Schlaglöcher umfahren. Trotz missgestimmter Laune mussten wir das größte Schlagloch dokumentieren.

 

Der Schock

 

Dann kam der Schock: die Straße verlief im Nirvana und uns wurde klar, dass wir am Abzweig vorher rechts hätten fahren müssen, um zur Brücke zu gelangen. Es gab leider nur eine Lösung: alles wieder zurück.

Tränen wurden zwar noch nicht vergossen, aber der Ton aller Beteiligten wurde doch etwas pampiger. Des Weiteren hatten wir immer noch unser Problem der „Tageszeitungs-Aufgabe“. Der ursprüngliche Plan war, eine Tageszeitung in Bulgarien zu kaufen, weil wir dort ja auch nächtigen wollte, aber das Problem verschoben wir dann doch nach hinten.

 

Die monströse Brücke

 

Nach weiteren 45 Minuten standen wir vor einer monströsen Brücke, komplett verbarrikadiert, keinerlei Durchfahrt zu erahnen und gähnende Leere.

Während Herr Tur Tur eine zweifelhafte Stelle der Überquerung  gefunden hatte, die schätzungsweise als Schmuggler-Überfahrt genutzt wird, hatte Frau Mahlzahn einen rumänischen Zollbeamten eruiert, den er gleich in überzeugender Weise nach der Grenzüberquerung nach Bulgarien fragte – es war der Grenzübergang nach Serbien.

Missverständnisse wurden dann ausgeräumt, als er uns an einem Zaun mit mehreren anderen begrüßte. Unsere Hoffnung, endlich dieses Land zu verlassen wurde gänzlich genommen, als wir erfuhren, dass der Grenzübergang still gelegt wurde. Welch Wahnsinn.

 

Götz, der Retter

 

Wir dachten schon, wir kommen aus diesem Dreieck nicht mehr raus. Aber Götz legte sich mal wieder ins Zeug und versuchte die Beamten davon zu überzeugen, eine Ausnahme zu machen und uns ausreisen zu lassen.

Nach langer Diskussion erfuhren wir, dass wir in Severin, der Stadt der Nuklear-Firmen, über eine Brücke hätten nach Serbien einreisen können. Die Nerven aller lagen so langsam blank. Die Tatsache des über 100km Zurückfahrens war es nicht einmal, nein, eher die Angst, durch die Müdigkeit, doch noch einen Achsenbruch der Autos zu riskieren.

 

Frau Mahlzahn lebt!


Der Tag brach langsam an und Frau Mahlzahn setzte sich als erste in Bewegung. Während der Rückfahrt - man muss ergänzend hinzufügen, dass der Anfang der Straße noch ganz gut zu befahren war – fuhren wir und fuhren und es kamen keine Schlaglöcher.

Mit Entsetzen stellte sich dann heraus, dass wir aus Versehen eine in der „Karte weiß markierte“ Straße fuhren, somit nicht die, die als ausgewiesene „Hauptstraße“ ausgezeichnet war. Fazit: die Rumänien-Karte – 4. Auflage 2008 – eignet sich nur noch zum Verbrennen.

Somit heiterte sich die Stimmung auf, als sich herausstellte, dass die Personen hinter der Karte nicht die „Dummen“ waren, sondern wir die Karte einfach zu ernst genommen hatten, denn unsere 8 Stunden in den Hinterwäldern von Rumänien hätten wir auch um einiges verkürzen können.

 

Nichts wie raus hier



Die Sonne schien bereits, als wir ENDLICH nach dem Motto „nichts wie raus hier“ (aus Rumänien) schon wieder serbisches Gebiet betraten. Wir hatten Zeit verloren und beschlossen, unser Tagesziel dennoch zu erreichen: Edirne in der Türkei.

Scheiß auf die Müdigkeit, wozu gibt es Guarana und Traubenzucker? Da die Stimmung zwischen den Lagern ziemlich gereizt war, beschlossen wir die Fahrer zu mischen – was dem Team letztlich wunderbar gut getan hat.

 

Scheiss Autobahn

 

In Serbien tauchte dann plötzlich aus dem Nichts eine Autobahn auf, die mal wieder in der Karte nicht als Solche verzeichnet war. Fluch, Fluch, Fluch! Letztlich ereignete sich die zur Umfahrung des Autobahnschnipsels erforderliche Bergtour als landwirtschaftliches Erlebnis.

Eine Tour, die uns wieder zeigte, wie schön und vor allem friedlich dieses Land ist bzw. sein kann (Schafsherden blockierten unseren Weg mit netten alten Schafshirtinnen).

Abwechselnd wurde im Auto geschlafen – Herr Scherf hatte mittlerweile 18 Stunden Lenkzeit auf dem Buckel – aber Tur Tur und Mahlzahn schnurrten weiter und trotzten der Müdigkeit. Endlich kamen wir der bulgarischen Grenze näher.

Wir wollten auch dieses Land möglichst schnell hinter uns lassen! Doch auch hier spielte uns mal wieder die Landkarte einen Streich. Um zur Grenze zu gelangen, hätten wir noch mal weniger als 1km auf die Autobahn gemusst.

 

Der KrBo e.V. schummelt nicht

 

An der Tankstelle diskutierten wir lange, inwiefern wir „schummeln“ könnten, aber wir blieben eisern. An Regeln muss sich gehalten werden, auch wenn ein deutsch sprechender Bulgare letztlich den Kopf schüttelte und meinte „in Bulgarien ist alles käuflich, da kann jede Regel mit Geld gebrochen werden – 10 Euro, 5 Euro, manchmal weniger.“

Nun war selbst die positive Stimmumg von Herrn Scherf ins Wanken geraten. „eine Katastrophe bahnt sich an.“ 100km Umweg! Doch die Katastrophe entpuppte sich als völlig unnötig: Lt. Organisations-Komitee galt allen Teams diese Autobahn als Ausnahme-Überfahrt. Puh!

 

Endlich Bulgarien

 

Endlich in Bulgarien angekommen, beschlossen wir, in Sofia unser Glück bei der rumänischen Botschaft zu versuchen, um noch an eine rumänische Tageszeitung zu kommen, da wir die Nacht ja doch – wenn auch nur fahrender Weise im Auto – in Rumänien verbracht hatten.

Trotz kyrillischer Zeichen und vollem Unverständnis fanden wir die Botschaft recht schnell. Wenn wir auch nicht mit einer Tageszeitung bestückt wurden, händigten die netten Menschen dort wenigstens den Text der Nationalhymne aus! Zwar ohne Noten, aber besser Text als überhaupt nichts.

Mit einer Tageszeitung unterm Arm machten wir uns letztendlich auf dem Weg Richtung Edirne. Allen war klar, dass wir es an diesem Tag so weit nicht mehr schaffen würden, vor allem als wir wieder dazu verdammt waren, eine Strecke mit Schlaglöchern in Slalom befahren mussten.

Hier war mit den nächsten 400km SUV Teststrecke zu rechnen. Aber Gott sei Dank entpuppte sich das als nur ein Teilstück.

 

Neuer Plan, neues Glück

 

Unser Plan war in Plovdiv zu nächtigen. Beim Ortseingang standen wir plötzlich vor einer Total-Sperre (Baustelle), was unsere müden Körper nicht gerade in freudigen Jubel ausbrechen lies. Aber schon war ein Auto zur Stelle mit einem Mann, der uns seine angebliche Polizisten-Dienstmarke unter die Nase hielt und meinte, er könnte uns den richtigen Weg zeigen, wir sollten, ihm einfach hinterher fahren.

Die Abzweigung entpuppte sich als schlimmer als unser bisher schlimmstes umschifftes Schlagloch. Auch wenn alle Autos hinter uns tatsächlich diese Strecke nahmen, hielten wir uns doch zurück und bogen ab und flüchteten mit unseren S-Klassen, bevor unser angeblicher Polizist in der Lage war, umzukehren und uns hinterher zu fahren.

 

Wir wollen schlafen


Die Nächtigungsfrage wurde zu unserer neuen Herausforderung. Im Zick-Zack-Kurs bewegten wir uns wieder über Schlagloch besetzte Straßen in unsere Zielrichtung (Istanbul).

Wir beschlossen, im nächsten Dorf zu stoppen und ein geeignetes Hotel zu finden, in dem wir auch endlich mal wieder eine warme Mahlzeit zu uns nehmen konnten. Unser Optimismus lies zu wünschen übrig.

Deswegen mahlten wir schwarz, als wir in dem erstes Restaurant in Popovic einliefen, um zu fragen, ob wir für 4 Personen für 40 Euro nächtigen dürften.  Aber das Herz machte einen Satz, als uns der nette Wirt sagte, er könne uns 2 Doppelzimmer geben voraus gesetzt, wir würden bei ihm unser Abendessen zu uns nehmen und seiner Geburtstags-Gruppe Gesellschaft leisten.

 

Der Wirt lebe hoch

 

Gebongt! Völlig erschöpft freuten wir uns auf unser erstes Bier seit 2 Tagen. Während wir den bulgarischen Gesängen lauschten (2 Sängerinnen taten ihr Bestes) kamen wir auf die glorreiche Idee, diese beiden Damen zu fragen, ob sie uns nicht Noten hätten der bulgarischen Hymne.

Und Götz mit seinem Charme brachte die nette Dame tatsächlich dazu, uns die Noten aufzumalen! Unseren Medizin-Schnaps musste ich nicht aus dem Auto holen, den bekamen wir selbstverständlich in einem vollen Wasserglas vorgesetzt.

Glücklich, voll gefressen und zufrieden neigte sich somit – wenn auch wieder erst um halb 1 – der Tag dem Ende zu und wir fielen mit lauten bulgarischen Gesängen (ja, erst dann drehten unsere Geburtstagsgäste auf) in tiefen Schlaf.


Und wie es weiter geht, können wir euch nicht voraussagen – aber wir sind glücklich, den osteuropäischen Raum nun hinter uns gelassen zu haben.

 

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